Wichtiger als die WM? Ein ereignisreicher Afrika-Cup 2010 endet mit dem Sieg Ägyptens

 

Immer wenn der Afrika-Cup stattfindet, also alle zwei Jahre im Januar, fiebert der ganze Kontinent. Die CAN, so der offizielle Name, „Coupe d’Afrique des Nations“, also Afrikacup der Nationen, findet immer in einer Spielphase der Topligen Europas statt. Viele Vereine beschweren sich, dass der Afrika-Cup nicht im Sommer, sondern im Januar stattfindet, und somit ihre afrikanischen Spieler mindestens zwei Wochen fehlen. Didier Drogba, der Stürmer des FC Chelsea und der Elfenbeinküste, gilt als der zurzeit beste Spieler Afrikas. Für ihn ist „der Afrika-Cup wichtiger als die Weltmeisterschaft“. Viele Spieler, die aus Afrika stammen, sehen das auch so. Sie lassen auch lieber ihren Verein im Stich, denn wenn sie am Afrika-Cup teilnehmen, gelten sie als Götter.

Dieses Jahr fand die Afrikameisterschaft in der ehemaligen portugiesischen Kolonie Angola statt. Angola ist ein sehr armes Land, war bis 2002 im Bürgerkrieg. Der Afrika-Cup sollte beim Wiederaufbau helfen. Die angolanische Fußballmannschaft gehört zwar nicht zu den besten Afrikas, doch sie konnte sich überraschenderweise für die Weltmeisterschaft 2006 qualifizieren.

Schon während der Qualifikation gab es viele Überraschungen. Die größte war, dass der nächste WM-Ausrichter Südafrika es nicht schaffte dabei zu sein. Spätestens jetzt fragen sich viele, wie Südafrika überhaupt einen Sieg bei der Heim-WM dieses Jahr holen soll. Senegal, Viertelfinalist der WM 2002 und Finalist der Afrikameisterschaft im selben Jahr, schaffte es nicht, sich in der Qualifikation gegen Fußballzwerg Gambia durchzusetzen.

Der diesjährige Afrika-Cup fing mit einer Tragödie an. Cabinda ist eine Provinz, die zwar zu Angola gehört, aber nicht an Angola grenzt. Die „Exklave“,  wie man so etwas nennt, will die Unabhängigkeit. Die Mannschaften der Elfenbeinküste, von Togo, Burkina-Faso und Ghana hatten ihre Hotels in Cabinda. Die Nationalmannschaft Togos fuhr mit dem Bus nach Cabinda. Auf dieser Fahrt kam es zu dem Drama. Die „FLEC“, Front für die Befreiung der Cabindas, unternahm einen Anschlag auf die togolesische Nationalmannschaft. Drei Mitglieder der Delegation, unter anderem der Pressesprecher, starben dabei. Zwei Spieler, ein Verteidiger und der zweite Torwart, und noch sieben andere Mitglieder wurden bei dem Anschlag teilweise schwer verletzt. Die ganze Mannschaft stand unter Schock und reiste nach diesem Vorfall wieder ab. Andere Teams drohten ebenfalls mit der Rückreise, doch sie machten es nicht. Togo wurde dann disqualifiziert und später unfairerweise bestraft: Die Nationalmannschaft darf an den zwei nächsten Afrika-Cups nicht teilnehmen. Ich finde es sehr frech, dass man die Mannschaft, die so traumatisiert ist, für etwas bestraft, woran sie keine Schuld hat!

So, jetzt zum Turnier. Die zwei ersten Spiele schlugen gleich ein wie eine Bombe. Angola spielte 4:4 gegen Mali, obwohl der Gastgeber 15 Minuten vor Ende noch mit 4:0 führte! Im zweiten Spiel wurde WM-Teilnehmer Algerien vom krassen Außenseiter Malawi deklassiert, die „Fenneks“ verloren mit 0:3! Letztendlich kamen doch Angola und Algerien weiter. In den B- und C-Gruppen gab es keine Überraschungen, die WM-Teilnehmer Elfenbeinküste, Ghana und Nigeria sowie Titelverteidiger Ägypten kamen weiter. Die unzähmbaren Löwen aus Kamerun wurden derweil gezähmt und konnten mit viel Glück noch zusammen mit der Überraschungsmannschaft Sambia weiterkommen.

Im Viertelfinale gewannen die „üblichen Verdächtigen“, also Ghana, Nigeria und Ägypten. Angola schied aus. Im letzten Viertelfinale lieferten sich Mitfavorit Elfenbeinküste und Algerien einen erbitterten Kampf. Algerien gewann, und es sieht so aus, als ob Didier Drogba nie den ihm so wichtigen Afrika-Cup gewinnen wird.

Ägypten schlug im Halbfinale Algerien mit 4:0 und konnte sich somit für die verpasste WM-Teilnahme revanchieren. Die junge Mannschaft aus Ghana besiegte Nigeria mit 1:0. Somit kam es zum Finale Ghana gegen Ägypten. Ghana schaffte es aber nicht, der ägyptischen Hegemonie ein Ende zu setzen und verlor mit dem minimalen Ergebnis 0:1. Die „Pharaonen“ konnten somit ihren Titel verteidigen und schafften es als erste Mannschaft, den Afrika-Cup drei Mal hintereinander zu gewinnen.

Jetzt ist also ein Afrika-Cup zu Ende, so spannend wie alle anderen davor, jetzt kehrt wieder das normale Leben in Afrika ein.


David (14 Jahre)