drapeau français
Pfeil

Wie entdeckt man, dass man als Boxer begabt ist, wie wurden Sie entdeckt?

Durch meinen Vater. Mein Vater war selber Boxer, ist heute noch drin. Ich bin mit zum Training gegangen und habe nebenbei noch andere Sportarten gemacht, Skilanglauf, Fußball. Um ein Haar wäre ich Fußballer geworden, aber dann bin letztendlich beim Boxen geblieben.


Muss man besondere Talente haben?

Also, besondere Talente glaube ich nicht, mein Trainer sagte, gute Technik muss man haben. Ein guter Boxer könnte auch gut Fußball spielen oder gut tanzen, von den Beinen her, es ist schon eine Art Tanzen.

Warum mögen Sie boxen?

Ja, warum... Am Boxen mag ich eigentlich den Zweikampf Mann gegen Mann. Man ist nur für sich selber verantwortlich, man kann sich selber helfen und das finde ich schön am Boxen. Und Boxen ist nicht so hart wie es aussieht!

- Muss man nicht brutal sein, um zu boxen?

- Man braucht Technik. Man muss nicht böse sein...

Genau. Die Technik ist entscheidend. Ich bin sicherlich kein böser Mensch, wie ich mich kenne. Ich kann, glaube ich, kaum eine Fliege von der Wand hauen. Im Leben bin ich eigentlich ganz fromm, sonst wäre ich kein Boxer geworden.

Tut das Boxen weh?

Wenn es weh tun würde, würde ich es nicht machen. Wenn man völlig untrainiert ist, dann kann es auch mal weh tun. Man sollte schon fit sein und es auch wirklich ernst nehmen und aktiv betreiben.

Wie oft trainieren Sie in der Woche?

Meistens zweimal am Tag. Also morgens und abends, manchmal auch dreimal in der Vorbereitung. Und wenn ein Kampf ansteht, auch die komplette Woche durch.

Und wie lange?

Die Vorbereitung auf einen Kampf dauert 10-12 Wochen. Nach dem Kampf ist es etwas ruhiger, dann gehe ich ein bisschen joggen, ein bisschen Tennis oder Squash spielen, ein bisschen Fahrrad fahren, und wenn ich wieder hier in Berlin bin, geht es dann richtig zur Sache.

Was ist das für ein Gefühl, Weltmeister zu sein?

Ja, wenn ich sagen würde, komisch, würdet ihr mich nicht glauben. Es ist nicht immer angenehm, weil es auch eine große Verantwortung, eine große Verpflichtung ist. Aber dafür bin ich Sportler und Boxer geworden, um erfolgreich zu sein. Und das ist das Ziel, das Endziel, irgendwann Weltmeister zu sein.

Was passiert, wenn Sie ein Spiel verlieren?

Ja, was passiert... Ist nicht so schlimm. Ich habe auch als Profi zweimal meinen WM-Titel verloren, ich bin immer wieder gekommen. Aber wenn ich ihn jetzt verlieren würde, glaube ich, würde ich mich nicht noch mal hinten anstellen.

Wenn Sie einen Kampf verlieren, verlieren Sie auch ihren Titel?

Ja. Beim Profi ist das so, jeder Kampf ist ein WM-Kampf und wenn man verliert, ist der Titel weg.

Boxt man in allen Ländern gleich?

Schwere Frage. Eher nicht, sagen wir mal so: Dadurch, dass wir eine sehr lange Amateurkarriere hier haben, boxen wir schon ein bisschen anders. Wir legen mehr Wert auf die Beine und auf die Schnelligkeit, also auf Technik, und nicht zu sehr auf den Kampf. Da liegt auch meistens unser Vorteil drin. Bei den anderen Ländern, in denen sie direkt Profis werden, fehlt den Boxern meistens die lange Amateurkarriere. Es heißt nicht, dass sie schlechter sind, aber mir hat es auf jeden Fall gut getan.

Was halten Sie vom Frauenboxen?

Na ja, jetzt mittlerweile muss ich mich zurückhalten, weil ich mit meiner Firma selber ein paar Frauen betreue. Ich war nie ein Freund von Frauenboxen, von Frauen stelle ich mir eigentlich was Besseres vor, aber ich muss mich belehren lassen. Die Frauen, die das machen, haben mich davon überzeugt, dass die das können und daher, sage ich , duldet das mein Gewissen.

Wie lange boxt man, bis 30, 35?

35 ist ein gutes Alter, ich werde nächsten Monat 35.

Echt?

Ja, ich fühle mich zwar nicht verbraucht, aber es ist schon irgendwie ein Ende abzusehen. 35 ist schon recht alt, zudem ich mit 8 Jahren schon meinen ersten Kampf gemacht habe. Ihr könnt euch also ausrechnen, wie lange ich boxe, ist schon sehr lang.

 







Interview: Alexandre, André und Sidney

Zeichnungen:

Text, Zeichnungen und Fotos: © Böser Wolf - eEducation Masterplan Projekt

- Januar 2007

„Ich kann kaum eine Fliege von der Wand hauen“

Ein Interview der Kinderreporter des Bösen Wolfes mit dem Ex-Boxweltmeister Markus Beyer