Die Stiftung Luftbrückendank

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Europakarte mit Berlin. Ein Flugzeug als Symbol der Stiftung Luftbrückendank

Die Grundidee: aus Feinden wurden Freunde

Durch die Berliner Luftbrücke wurden viele Leben gerettet, weil eine ganze Stadt mit Hilfe von Flugzeugen, Piloten und sehr vielen Helfern versorgt wurde. Warum es die Stiftung Luftbrückendank gibt, erzählt die Geschäftsführerin Marion Werwoll den Kinderreportern des Bösen Wolfes.

Seit wann gibt es die Stiftung Luftbrückendank?

Die Stiftung Luftbrückendank gibt es seit 1959. Sie wurde durch einen Spendenaufruf des damaligen Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Willy Brandt, gegründet, zum Andenken an die 78 Opfer der Berliner Luftbrücke.

Wie hat die Stiftung geholfen?Witwe eines Piloten der Berliner Luftbrücke

Die Absicht war, die Angehörigen der Opfer zu versorgen, damit sie eine vernünftige Ausbildung bekommen. Es waren damals sehr junge Piloten, die verunglückt sind, und sie hatten ganz kleine Kinder. Die Frauen blieben allein, ohne große finanzielle Absicherung. Viele sind in die Armut gestürzt. Deswegen wurden sie von der Stiftung versorgt. Die Witwen bekamen eine vernünftige Rente. Heute ist es anders, es gibt nur noch eine einzige lebende Witwe, sie ist 97 Jahre alt. 

Und jetzt, was macht die Stiftung Luftbrückendank genau?

Nun wollen wir den Dank zurückgeben, an Kinder aus jenen Ländern, die uns damals unterstützt haben, also die USA, Großbritannien und Frankreich. Und auch Jugendprojekte finanzieren, zuletzt hatten wir zum Beispiel eine Reise mit Schülern aus der Gail Halvorsen Schule (in Berlin) in die USA finanziert. Plakat Berlin-DetroitSie haben dort mit Gail Halvorsen gechattet, einem der letzten Piloten von damals. Dieser Aufenthalt wäre sonst gar nicht möglich gewesen. Umgekehrt haben wir vor kurzem eine Hip-Hop-Gruppe aus Detroit nach Berlin geholt.
Wir möchten einerseits die Erinnerungen an die Luftbrücke wach halten, junge Menschen dafür interessieren und sagen, hier schaut mal, das gab es damals. Und diese Grundidee – aus Feinden wurden Freunde – wollen wir wach halten. Denn es gibt nach wie vor Probleme, Kriege in der Welt, die hoffentlich bald vorbei sein werden. Man muss die zerstörten Länder wieder aufbauen, und man muss diesen Menschen zeigen, es gibt immer Hoffnung, es ist nie das Ende.

Sie sind Geschäftsführerin. Was machen Sie da genau?

Ich muss dafür sorgen, dass das Geld ertragreich angelegt wird, damit wir genügend Geld haben, das wir wieder ausgeben können. Es ist so bei Stiftungen, man hat eine bestimmte Grundsumme, in unserem Fall sind es 4,2 Millionen Euro, aber wir dürfen sie nicht antasten. 
Nur die Zinsen, die es bringt, dürfen wir verwenden. Und das ist im Augenblick ziemlich schlecht. Darüber hinaus muss ich Ideen entwickeln, was für Projekte wir machen könnten, in welche Richtung es gehen sollte, und für die Umsetzung habe ich noch einen Mitarbeiter.

Warum ist es wichtig, die Erinnerung an die Luftbrücke zu bewahren?

Weil das damals eine große logistische Herausforderung war. Sie fand von Juni 1948 bis September 1949 statt, die ganze Stadt war abgesperrt, keine Lebensmittel, keine Kohle kamen rein, man konnte nicht raus. Im Prinzip wäre West-Berlin verhungert. Man hat damals diese Luftbrücke im Zwei-Minuten-Takt durchgeführt, also alles mit Flugzeugen in die Stadt gebracht.  Es war schon ein Ereignis, an das man heute noch erinnern sollte. Und es gab es in dieser Form nie wieder.  Ohne die Luftbrücke würde die Welt heute anders aussehen. Es war kurz vorm Ausbruch des Dritten Weltkrieges.

Was sollen Jugendliche daraus lernen?Menschen winken einem Rosinenbomber

Dass aus Feinde Freunde werden können. Noch drei Jahre zuvor waren die Länder, die uns dann geholfen haben, von Hitler massiv angegriffen worden. Es gab viele, viele Tote. Und plötzlich haben sie gesagt, es gibt eine Stadt, die verhungert, jetzt helfen wir euch, obwohl ihr uns noch kurz vorher getötet habt.  

Gibt es spezifische Pläne der Stiftung für die nahe Zukunft?

Ja, das wir unsere Arbeit immer weiter ausdehnen, noch an die Schulen heran gehen, denn im Unterricht sind nur 20 Minuten für die Luftbrücke geplant. Wir wollen Schulen finanziell unterstützen, sodass sie Projekte machen können, um das Thema umfangreicher aufzuarbeiten: Was bedeutet es heute,  was können wir daraus lernen, was bedeutet es für die Zukunft, ist überhaupt noch Hoffnung da nach einem Krieg…

Können Sie sich erinnern, wann Sie zum ersten Mal von der Luftbrücke gehört haben?

Ich hatte schon in meinem Elternhaus davon gehört, weil meine Eltern als Kinder in West-Berlin groß geworden sind. Ich weiß, dass mein Vater und mein Onkel immer in Richtung Tempelhof gelaufen sind, Fahrräder hatten sie nicht. Sie wohnten in Reinickendorf und sind bis nach Kreuzberg gelaufen. Dort haben sie gewartet, dass die Fallschirme mit den Süßigkeiten abgeworfen werden. Und damals war ein Bonbon oder eine Tafel Schokolade  etwas richtig Tolles.

Wie präsent war das Thema Luftbrücke in Ihrer Kindheit und Jugend?

Die Luftbrücke führte in letzter Konsequenz zum Mauerbau 1961. Jedes Jahr zu Weihnachten hat meine Oma Kerzen vor die Fenster gestellt, um ein Zeichen zu setzen, ihr seid auf der anderen Seite nicht vergessen. Das hat man schon als Kind mitgekriegt. Es gab auch Verwandte auf der anderen Seite, mit denen man keinen Kontakt mehr haben konnte.
Durch die Vier-Mächte-Gespräche über eine Reise- und Besuchsregelung und die 1971 geschlossene Vereinbarung zwischen dem West-Berliner Senat und der DDR-Regierung  wurde es möglich, sie wieder zu besuchen. Es war zwar sehr aufwendig, mit großen Anträgen verbunden, aber die Jahre davor waren die Familien auseinander gerissen, und das war auch eine Folge der Luftbrücke.

Haben Sie durch die Arbeit mit der Stiftung besonders schöne Begegnungen gehabt?

Ja, es ist natürlich immer sehr schön, wenn man noch gemeinsame Erinnerungen hat. Diese Pilotentreffen sind schon sehr rührend, und ich kann mich noch an die Erzählungen in der Familie erinnern, wie seltsam es damals war. Und dann sieht man so einen alten Herrn von 96 Jahren, und der hat dazu beigetragen, dass West-Berlin gerettet wurde, das ist schon sehr emotional.

Interview: Dagmara, Emmanuelle und Elsa
Zeichnungen: Alice, Nina,  Rosalie und Simon
Fotos © Grand méchant loup | Böser Wolf
Text und Zeichnungen: © Grand méchant loup| Böser Wolf
Affiche Be Troit, Zeichnung Logo von Krisjanis © Stiftung Luftbrückendank
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