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Die Hugenotten: Flüchtlinge als Bereicherung für Europa

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Karte mit Wanderwegen der Hugenotten

Als die Flüchtlinge Hugenotten hießen

"Viele Flüchtlinge befinden sich bei ihrer Ankunft in einem großen Erschöpfungszustand, völlig mittellos, da sie bei ihrer Flucht ihren ganzen Besitz aufgeben mussten oder weil sie von Schleusern beraubt wurden.  Europäische Staaten versuchen diese Flüchtlinge aufzunehmen, weil sie sich der wirtschaftlichen Vorteile dieser Exilanten durchaus bewusst sind."

Die Hugenotten: Mittellose und erschöpfte Flüchtlinge damals

Nein, wir schreiben nicht das Jahr 2015, der Strom von Flüchtlingen, um die es hier geht, kommt nicht aus Syrien oder aus dem Irak: Wir befinden uns im Jahr 1685, die mittellosen und erschöpften Flüchtlinge kommen aus Frankreich, sie machen sich um ihres Glaubens willen auf den Weg nach England, nach Holland, in die Schweiz – und nach Deutschland. Sie müssen ihr Land verlassen, weil der französische König Ludwig XIV. ihnen verboten hat, Protestanten zu sein. Diese Flüchtlinge heißen Hugenotten.

Aufnahme der Hugenotten-Flüchtlinge

Wie wurde diese große Zahl an Flüchtlingen – ein Fünftel der Berliner Bevölkerung besteht Anfang 1700 aus Hugenotten – damals aufgenommen? Alte HandwerkeEin großer Teil der Hugenotten, die aus Frankreich vertrieben werden, gehört zu den „besseren“ Schichten: denn wer mittellos ist, darf nicht ausreisen, deswegen befinden sich nur wenige Bauern darunter. Die Hugenotten sind Handwerker, Adlige, Händler. Sie besitzen kein Geld mehr, aber Fähigkeiten. Sie werden bald im Ankunftsland Deutschland von den damaligen Herrschern umsorgt und umworben, denn der Dreißigjährige Krieg (1618 bis 1648) hat das Land verwüstet.

Das Potsdamer Edikt: eine neue Zukunft für die Hugenotten

1685 wurde vom Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg das Potsdamer Edikt erlassen. Es wurde auf Deutsch und Französisch verfasst und versprach den Hugenotten eine « sichere und freie Zuflucht in allen Gebieten und Provinzen » von Brandenburg-Preußen und viele materielle Vorteile wie Steuerbefreiung und mietfreies Wohnen sowie freie Religionsausübung. Dem sehr verarmten Land kommen die Hugenotten zugute.

Die Hugenotten wurden nicht nur mit offenen Armen empfangen…

Es kommt sogar immer wieder zu Brandanschlägen.Seitens der einheimischen Bevölkerung ist die Aufnahme der „Flüchtlinge“ nicht immer so wohlwollend. Die französische Sprache und Kultur, aber auch die Glaubensrichtung der Neuankömmlinge ist oft nicht gut angesehen. Es kommt sogar immer wieder zu Brandanschlägen. Die Hugenotten werden geschützt durch die Obrigkeit, den Großen Kurfürsten.

Es dauerte noch einige Jahrzehnte, bis sich die Hugenotten völlig integrierten. Bald waren sie nur noch an ihren französischen Namen erkennbar. Eine Bereicherung für Deutschland sind die Hugenotten-Flüchtlinge auf jeden Fall gewesen!

Text: Die Redaktion
Zeichnungen: Léon
Views-Zeichnungen: Félix & Léon
Text, Zeichnungen und Fotos © Grand méchant loup | Böser Wolf
Quellen: Les Protestants dans la France moderne, Didier Boisson, Hugues Daussy, (Zitat: p.236)
Magdelaine Michelle et Thadden Rudolf von (dir.), Le Refuge huguenot, Colin, Paris, 1985
Karte mit Wanderwegen der Hugenotten